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Der Welschdorfgarten in Oppenheim

Der Welschdorfgarten in Oppenheim

Heute habe ich etwas ganz Besonderes für Euch! Dieser Beitrag kommt nicht von mir, sondern von einem ganz besonderen Gast: Martin Baltrusch, der ehemalige Vorsitzende des Oppenheimer-Geschichtsvereins. Er hat seine inspirierenden Gedanken zum Welschdorfgarten geteilt – und ich freue mich sehr, sie mit Euch zu teilen!

Gedanken zum Oppenheimer Welschdorfgarten von Martin Baltrusch

Mit dem Welschdorfgarten besitzt Oppenheim eine kleine bewachsene Freifläche mit historischer Bedeutung. Es ist nicht der Bewuchs an sich, vielmehr steht er für Schlagworte wie Offenheit, Nachbarschaft, friedliches Zusammenleben, Flüchtlinge, Integration. Schlagworte, die einst fest in Zusammenhang mit der Stadt Oppenheim genannt wurden. 

Im Jahr 1609 gewährte nämlich der damalige Oppenheimer Stadtrat 13 Familien flämischer und französisch – wallonischer Glaubensflüchtlinge (die Welschen) Asyl in der Stadt. Der Bereich der (heutigen) Straße am Markt und dem Gautor wurde ihnen per Vertrag zur Verfügung gestellt. 

Hier errichteten sie das „Welschdorf" und lebten nach ihren Regeln, entwickelten aber keine Parallelgesellschaft. Im Gegenteil: Nachdem sie sich einigermaßen eingewöhnt hatten, suchten sie Kontakt zu den Oppenheimer und brachten ihre speziellen Berufserfahrungen in die Arbeitswelt ein. Sie etablierten lukrative Gewerbezweige, nämlich den Buchdruck und das Verlagswesen. Gegen 1620 verließen sie Oppenheim wieder.  

 Der Welschdorfgarten ist aber auch ein (wenn auch kleines) Stückchen „grüne Lunge" im Innenstadtbereich. Aus bioklimatischer Sicht ist sie, gerade vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels von besonderer Bedeutung. Im lokalklimatischen Bereich sorgt eine solche Fläche (abhängig vom Bewuchs) für kleinräumige Verbesserung der Luftqualität und der Temperatur- und Feuchteverhältnisse. Im innerstädtischen Bereich sind solche Flächen zu erhalten, bei Neuplanungen unbedingt einzuplanen. Eine Forderung, die Fachbehörden schon seit den 1970er Jahren im Rahmen der Bauleitplanung permanent fordern.

In Oppenheim ist es dank klugen stadtpolitischen Handelns gelungen, diese Fläche vor einer Bebauung zu bewahren.

Vom ehemaligen „Welschdorf" zeugt heute nur noch das kleine Gärtchen in der Innenstadt. Es gibt viele Menschen in Oppenheim, die dieses Kleinod nicht kennen. Diesen Umstand sollte man schnellstens ändern. Es gilt das Stückchen Erde ein bisschen herzurichten, in den Fokus zu stellen; seit Jahren fristet es ein unwürdiges Schattendasein. Planskizzen von Studierenden der Gartenarchitektur aus Geisenheim liegen zur Anregung vor. Einer geschichtsträchtigen Stadt wie Oppenheim sollten Maßnahmen zur Aufwertung des „Welschdorfgartens" zum historischen Naturdenkmal ein Anliegen sein.

Weiterführende Literatur:
Heinrich Steube, „Glaubensflüchtlinge in Oppenheim – Hintergründe und Auswirkungen", Oppenheimer Hefte Nr. 45/46, Seite 28ff.

Martin Baltrusch, Januar 2025

Vielen Dank für diesen Gastbeitrag, Martin!

nod Kennt Ihr den Welschdorfgarten? Ein Ort voller Schönheit und Geschichte, der darauf wartet, von Euch entdeckt zu werden!

Habt Ihr vielleicht auch einen besonderen Platz in der Region, der Eure Herzen höherschlagen lässt? 

Möchtet Ihr darüber schreiben und Eure Erlebnisse mit uns teilen? Ich freue mich riesig auf Eure Geschichten! 

Lasst uns gemeinsam die Schätze unserer Umgebung feiern! 

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