Arbeitskreis Kornsand erhält Jakob-Steffan-Preis 2025
68 Jahre nach dem Tod des Widerstandskämpfers Jakob Steffan am 9. Februar 1957 wurde der diesjährige Jakob Steffan-Preis erneut verliehen. In diesem Jahr erhielt der Preis den Arbeitskreis Kornsand. Der Verein Rheinhessen gegen Rechts e. V. würdigt mit diesem Preis das langfristige Engagement gegen Rechtsextremismus und für eine starke Demokratie. An der Verleihung nahm auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer teil.
Die Erinnerung soll lebendig bleiben
„Erinnerung ist Zukunftspolitik. Wir müssen immer wieder hinschauen, welche schrecklichen Verbrechen die Nationalsozialisten an den Menschen begangen haben, damit es sich nicht wiederholt. Als Gesellschaft tragen wir die Verantwortung dafür, dass die Namen und Geschichten der Opfer nicht vergessen werden. Genau hierzu trägt der Arbeitskreis Kornsand mit seiner engagierten Arbeit bei. Sie ist eine Mahnung für die Gegenwart und die Zukunft – eine klare Botschaft gegen das Vergessen und gegen Geschichtsfälschung. Ich danke allen Mitgliedern und gratuliere zum Erhalt des Jakob-Steffan-Preises.
Hinschauen, aktiv sein, sich einmischen und Position beziehen, ist auch Kernpunkt der Arbeit des Vereins Rheinhessen gegen Rechts. Es ist ein großer Verdienst, dass der Verein über so viele Jahre schon hier in der gesamten Region wirksame Arbeit gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit leistet. Lassen Sie uns noch lauter sein für die Demokratie. Es braucht jede und jeden, um gegen diejenigen, die unsere freiheitliche Gesellschaft zerstören wollen, etwas zu tun", so Ministerpräsident Alexander Schweitzer.
Johanna Stein, Sprecherin des Arbeitskreises Kornsand erklärte: "Unser Platz muss immer an der Seite der Opfer sein!" So hat es auch Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Niersteiner Geschichtsvereins und Mitglied des AK Kornsands in seiner Rede zum 70. Jahrestag des Kornsandverbrechens formuliert. Am 21.März diesen Jahres wird der Arbeitskreis den 80. Jahrestag begehen, immer noch an der Seite der Angehörigen, die zu dieser Preisverleihung eingeladen waren. "Gerade in unserer aufgewühlten Zeit voller Hetze setzen wir uns entschlossen für Demokratie und Menschenrechte ein und werden dies auch in Zukunft tun. " so Stein.
„Der Arbeitskreis Kornsand leistet einen wichtigen Beitrag gegen Rechtsextremismus und für eine starke Demokratie in der Region. Er erinnert an die Verbrechen im Kornsand. Aber er mahnt auch an, dass sich die Geschichte nie wiederholen darf", erklärte der Vorsitzende von Rheinhessen gegen Rechts e. V., Roland Schäfer. „Wir sind dankbar, dass es in dem Arbeitskreis Menschen gibt, die sich für diese Mahnung engagieren."
Was geschah am Kornsand?
Im März 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, geschah in Oppenheim eine grausame Tragödie. Unter dem Kommando von Hauptmann Hanske wurde ein Gefechtsstand eingerichtet. Am 17. März erhielten die lokalen Behörden den schockierenden Befehl zur Verhaftung politischer Gegner. Unter den Festgenommenen befanden sich Johann und Cerry Eller, Jakob Schuch, Nikolaus Lerch, Georg Eberhardt aus Nierstein sowie Rudolf Gruber – allesamt Menschen, die als "unruhige Elemente" galten.
Am 18. März nahmen die Behörden diese Bürger fest und überführten sie zunächst nach Groß-Gerau, bevor sie an die Gestapo ausgeliefert wurden. Am 21. März kehrten einige der vorübergehend freigelassenen Bürger zurück zum Kornsand, doch ihre Hoffnung auf Sicherheit wurde schnell zunichtegemacht: Leutnant Funk hinderte sie daran, den Rhein zu überqueren. Trotz ihrer verzweifelten Versuche, sich in Sicherheit zu bringen, wurden einige erneut verhaftet und unter dem Vorwand politischer Vergehen bedroht.
Die Situation eskalierte weiter. Leutnant Schniering gab schließlich den Befehl zur Erschießung der Gefangenen. Am selben Tag erklärte Leutnant Kaiser die Exekution für vollzogen und tötete Johann und Cerry Eller, Jakob Schuch, Nikolaus Lerch, Georg Eberhardt und Rudolf Gruber mit einem Genickschuss. Nach diesem unmenschlichen Akt wurde die Fähre gesprengt und Oppenheim kapitulierte schließlich vor den heranrückenden amerikanischen Truppen.
Dieser dunkle Abschnitt der Geschichte erinnert uns daran, wie zerbrechlich Frieden und Freiheit sind. Es ist wichtig, sich an solche Ereignisse zu erinnern und darüber aufzuklären, um ähnliche Gräueltaten in der Zukunft zu verhindern.
Jedes Jahr am 21. März lädt der Arbeitskreis Kornsand zu einer Gedenkstunde am Kornsand ein.
Der Arbeitskreis „Gedenken und Erinnern an die Kornsandmorde" hat sich zum Ziel gesetzt, an diese schrecklichen Verbrechen zu erinnern, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht. Der Arbeitskreis besteht aus den Kommunen Nierstein, Oppenheim und Trebur sowie den Geschichts- und Heimatvereinen dieser Städte und dem Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau. Gemeinsam setzen sie sich mit Offenheit und Respekt für die Erinnerungskultur ein und laden alle dazu ein, sich aktiv daran zu beteiligen.
Wer war Jakob Steffan?
Jakob Steffan (*31. Dezember 1888 in Oppenheim; †9. Februar 1957 in Mainz) war ein einflussreicher sozialdemokratischer Politiker in Deutschland, der für seinen Widerstand gegen das NS-Regime bekannt ist. Steffan wurde nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Dienst im Ersten Weltkrieg in einer Weinbrennerei tätig. Er engagierte sich früh politisch und trat 1912 der SPD bei. Zwischen 1919 und 1933 war er in verschiedenen politischen Ämtern in Oppenheim und Hessen aktiv und diente als Stadtverordneter, im Kreistag und als Mitglied des hessischen Landtags sowie kurzzeitig als Reichstagsabgeordneter.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde er aus politischen Gründen verhaftet und sein gesamtes Hab und Gut konfisziert. Er war zunächst in verschiedenen Gefängnissen und später im KZ Dachau inhaftiert. Trotz schwerster Bedingungen engagierte er sich ab 1940 im Widerstand gegen die NS-Diktatur und half, verfolgte Personen vor Verhaftungen zu warnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde seine Unschuld bestätigt.
Ab 1945 spielte Steffan eine bedeutende Rolle im Wiederaufbau Deutschlands und der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz. Er war Polizeipräsident, Regierungspräsident und mehrfach Minister in der Landesregierung. Zudem engagierte er sich innerhalb der SPD auf Landes- und Bezirksebene. Jakob Steffan wurde sowohl Ehrensenator der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als auch Ehrenbürger der Stadt Oppenheim. Seit 2010 erinnert der Jakob-Steffan-Preis an sein Engagement gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Er wird vom Verein „Rheinhessen gegen Rechts e. V." vergeben.
Die Oppenheimerin Sina Schiffel hat eine Biographie über Jakob Steffan verfasst: Sina Schiffel: Jakob Steffan – Ein streitbarer Demokrat. Abgeordneter, KZ-Häftling, Innenminister. Hrsg.: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Mainz, Osthofen 2012, ISBN 978-3-89289-019-5.
When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.
Kommentare
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://rhein-selz-geht-aus.de/