Zum elften Mal fand die Veranstaltung „Gewalt hat eine Geschichte" in der Bibliothek des Gymnasiums zu St. Katharinen statt. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen sowie Konfirmandengruppen präsentierten ihre Projekte vor einem Publikum aus Kirche und Politik. Seit Beginn wird das Projekt von Sozialpädagogen Jürgen Salewski und der ehemaligen Lehrerin Johanna Stein begleitet. Moderatorin Stein hob die aktuelle Relevanz des Themas hervor: „Es hat eine neue Aktualität bekommen!"
Das Projekt „Gewalt hat eine Geschichte" setzt sich für Demokratie und Frieden ein und stellt sich entschieden gegen Hass. Dr. Hendrik Förster betonte in seinem Grußwort: „Gewalt hat eine Geschichte, Gewalt hat auch Gegenwart."
Gewalt und Diskriminierung
Die Schüler*innen setzten sich intensiv mit den individuellen Schicksalen während der NS-Diktatur auseinander, insbesondere mit den Themen Euthanasie und Verfolgung.
Auch die jüdischen Traditionen und die gesellschaftlichen Spaltungen seit 1933 fanden ihren Platz in ihren Untersuchungen. Dabei zogen die Teilnehmerinnen spannende Verbindungen zwischen historischen Ereignissen und unserer heutigen Realität, indem sie Gewalt in ihrem eigenen Umfeld unter die Lupe nahmen.
Eine Umfrage zur Diskriminierung an ihrer Schule brachte alarmierende Ergebnisse ans Licht: Viele berichteten von verbalen Angriffen – und das sogar durch Lehrkräfte.
"Hetzer sind keine glückliche Menschen" so Johanna Stein in ihrer Moderation.
Gewalt und Musik
Zwei Gruppen visualisierten Gewalt in Rollenspielen und Filmszenen, behandelten Themen wie körperliche Züchtigung und (Cyber-)Mobbing und entwickelten Lösungsansätze zur Deeskalation. Zudem wurde die Gewaltverherrlichung in der Musik seit den 1990er Jahren von Schüler*innen der Carl-Zuckmayer-Realschule plus und Fachoberschulethematisiert. Musikausschnitte verdeutlichten die unterschiedlichen Botschaften der Songs.
Die Verfolgungsgeschichte von Hans-Peter Vian, der aufgrund seiner Liebe zur "entarteten" Swingmusik verfolgt wurde, wurde von der Konfigruppe Oppenheim/Dienheim aufgearbeitet.
Ein Stolperstein für Johanna Schneider
Die Konfirmanden aus Nierstein beschäftigten sich mit der Geschichte von Johanna Schneider, deren Stolperstein am 5. April 2025 in der Großen Fischergasse verlegt wird. Ein weiterer Stolperstein wird anschließend in Schwabsburg verlegt.
Eine Schülerin las aus den Kriegstagebüchern ihres Urgroßvaters, die seine schweren Nachkriegserfahrungen thematisierten.
Erinnern und gestalten
Gemeinsam mit dem Niersteiner Künstler Eckhard Maier-Wölfle haben Schüler*innen der IGS Oppenheim kreative Kunstwerke auf Papierrollen geschaffen. Ein spannendes Projekt, das sich unter anderem mit der bewegten Geschichte der Familie Bockmann aus Oppenheim beschäftigte. Der Stolperstein befindet sich in der Friedrich-Ebert-Straße 70.
Nie wieder ist jetzt.
Die Projekte machten eindringlich deutlich, dass Gewalt im Alltag präsent ist, und unterstrichen die Bedeutung von Bildung zur Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Nie wieder ist jetzt.